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Kulturtouristische Angebote und Aktivitäten - Hans Staininger

Historischer Hintergrund. Als eines der bekanntesten Wahrzeichen von Braunau gilt der Mann mit dem 3 ½ Ellen (das sind fast zwei Meter) langen Barte, Hans Staininger. Seinen Bart pflegte er beim Ausgehen, in einem samtenen Beutel zusammengerollt, dreimal um seinen Fuß zu schlingen. Der Zeitpunkt seiner Geburt ist uns nicht bekannt, aber wir wissen, dass er am 28. September 1567 starb. Auf seinem aus Marmor gefertigten Grabstein, der an der nördlichen Außenseite der Pfarrkirche zu Braunau angebracht wurde, kann man folgende Inschrift lesen: „Hie ligt begraben der fürsichtig, ersam und weis Hanns Staininger, gewester Bürger und des Inneren Raths allhie zu Braunau, der in Got entschlafen ist den 28. Septembris 1567 Jars und die ersam tugenthaffte Frau Catharina Sidlerin, seine eliche Hausfraw, die in Got entschlafen ist, den 4. February 1570 Jars. Got der Herr wolle inen und allen verleyhen eine freudenreiche Auferstehung.“

Hans Staininger, „siegelmäßiger Bürger“, Kaufherr, Mitglied des Inneren Rates und Stadthaupt-mann zu Braunau, stand unter dem besonderen Schutz des Kaisers, war also eine hoch angesehene Persönlichkeit. Das Amt des Stadthauptmannes war ehrenamtlich, also ohne jegliche Entlohnung. Der Stadthauptmann konnte nur durch einstimmigen Beschluss des Inneren und Äußeren Rates für jeweils zwei Jahre in sein Amt gewählt werden. Insgesamt sechsmal wurde an Hanns Staininger dieses hohe Amt vergeben. Bei der Erbhuldigung für den zum römisch-deutschen Kaiser gekrönten Ferdinand I in Prag im Jahre 1557 wurde Hans Staininger zum Festzug eingeladen. In einem alten Dokument zu diesem Festzug steht Folgendes geschrieben: „Der lange Bart hat diesen Herrn so ansehnlich gemacht, dass auch ihre römisch-kaiserliche Majestät, glorwürdigsten Andenkens, ihn darum nicht alleine zu sehen begehrt, sondern auch zur Zierde seines vorhabenden Einzugs, ihn zwischen zwei Pagen, deren jeder einen Locken oder einen Teil seines Bartes halten sollte, einzureiten gnädigst anbefohlen.“

Über Hans Stainingers Ableben gibt es manch sonderbare Erzählungen. In einer heißt es, er hätte sich im Rathaus gerade mit verschiedenen Urkunden beschäftigt, als ein Kurier nach Braunau kam und den Tod des Kaisers verkündete. Hierüber wäre er entsetzt aufgesprungen, hätte aber vergessen seinen Bart hochzuheben, worauf er über diesen stolperte und dabei tödlich verunglückte. In einer weiteren Überlieferung wird die Todesursache einer Feuersbrunst zugeschrieben. Hans Staininger wollte nach dem Ausbruch einer Feuersbrunst zum Rathaus eilen. In der Aufregung stolperte er über seinen herabhängenden Bart und stürzte eine steile Treppe hinab. „Das war der Tritt des Todes.“ So steht es in einem alten Gedicht geschrieben.

Kulturtouristisches Angebot. Der Mann mit dem langen Bart hätte das Potential als touristische Hauptattraktion in Braunau am Inn herausgearbeitet zu werden. Dies ließe sich in Form eines eigenen Hans Staininger Themenweges samt der geschichtlichen Ereignisse rund um den Mann mit dem langen Bart, kulturtouristisch aufbereitet, umsetzen. Dazu müsste das schon etwas in die Jahre gekommene Epitaph an der Stadtpfarrkirche renoviert und dann mit einem Kupferdach vor Wettereinflüssen geschützt werden.

Vorschlag eines Hans Staininger Themenweges. Es gibt viele kleine Gässchen, Gebäude, Winkel und Ecken in der alten Stadt am I nn, an denen wir tagtäglich vorübergehen, ohne ihnen größere Beachtung zu schenken, die uns aber interessante Geschichte(n) zu erzählen haben. Beginnen wir unsere Wanderung durchs (un)bekannte Braunau am Inn auf den Spuren Hanns Stainingers. Dafür begeben wir uns am besten vor das am 30. Juni 1903 durch Kaiser Franz Joseph I eröffnete Rathaus. Im oberen Bereich der Hausfront begegnet unserem Blick eines der bekanntesten Wahrzeichen von Braunau, „Der Mann mit dem langen Bart“. Hans Staininger, „siegelmäßiger Bürger“, Kaufherr, Mitglied des inneren Rates und Stadthauptmann zu Braunau, stand unter dem besonderen Schutz des Kaisers, war also eine hoch angesehene Persönlichkeit. Seinen dreieinhalb Ellen langen Bart, das sind fast zwei Meter, pflegte er beim Ausgehen, in einem samtenen Beutel zusammengerollt, dreimal um seinen Fuß zu schlingen.

Originalfoto Hans Staininger am Rathaus

Vom Rathaus ausgehend überqueren wir die Straße und halten uns links. Wir gehen in Richtung Stadttorturm und dort durch den „Finkbogen“, so wird der Fußgängerdurchgang neben dem Stadttor genannt. Nach wenigen Metern ist das Haus Salzburger Vorstadt 12 erreicht. Wir betreten den Durchgang und gelangen zur mit Schwibbögen überspannten Hans Staininger Gasse. Hier ist die in einer Mauernische am Eckhaus vor uns angebrachte Hans Stainigner Figur nicht zu übersehen.

Originalfoto Hans Staininger in der Hans Staininger Gasse

Auf demselben Weg marschieren wir zurück, bis wir auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Rathaus erblicken. Hier wandern wir durch ein weiteres Schwibbogen-Gässchen in Richtung des nicht zu übersehenden Kirchturms. Jede Stadt hat seine besonderen Merkmale, die sich in das Gedächtnis seiner Bewohnerinnen und Bewohner einprägen. Das Stadtbild von Braunau wäre undenkbar ohne seinen weithin sichtbaren Kirchturm mit der Kuppel als Abschluss. An der nördlichen Außenmauer der Kirche ist der Grabstein des Stadthauptmannes zu Braunau eingelassen. Er besteht aus rotem Marmor und zeigt uns Hans Staininger lebensgroß in der damals üblichen spanischen Tracht, das Schwert umgürtet und den Kommandostab des Stadthauptmanns in der Hand.

Originalfoto Epitaph Hans Staininger an der Stadtpfarrkirche

Von der Pfarrkirche aus erreicht man nach kurzer Zeit das Haus Altstadt Nummer 10. Wir stehen vor dem Bezirksmuseum Braunau und können bei dieser Gelegenheit im zweiten Stock die beiden rund zwei Meter langen Bartsträhnen des Braunauer Stadthauptmannes Staininger besichtigen. Braunau wird ja seit jeher als gotische Stadt beworben und auch auf der offiziellen Landesausstellungsseite stand Folgendes über Braunau zu lesen: „Enge Gässchen, imposante Bauten sowie der malerische GOTISCHE STADTPLATZ verleihen dem Stadtkern ein unvergleichliches Aussehen und machen Lust, mehr über die bewegte Geschichte zu erfahren.“ Hans Stainingers Geburt und Leben (1508-1567) fallen ja noch in die Zeit der Gotik. Also ließen sich Werbeslogan „Braunau, die gotische Stadt“ und Hans Staininger, der Mann mit dem langen Bart, durchaus miteinander verknüpfen.

Der Braunauer Bartwettbewerb. Eine weitere touristische Attraktion wäre ein alljährlich stattfindender Hans Staininger Bartwettbewerb. Unter dem Motto „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer hat den längsten Bart im Land?“ wird aus den zahlreichen Bartträgern der außergewöhnlichste Bart gekürt. Ein absoluter Anziehungspunkt für alle Bartträger mit besonderer Note und natürlich für Touristen und auch für die einheimische Bevölkerung, die sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen wollen.

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