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Kulturtouristische Angebote und Aktivitäten - Braunauer Parlament

Historischer Hintergrund. „Hier geschieht heute etwas Sensationelles“, schreibt Henric Wuermeling, deutscher Journalist und Buchautor, schwer beeindruckt. „Etwas, das weder in der Verfassungsgeschichte noch in der Politischen Wissenschaft und kaum in der Bayerischen Geschichte entsprechend bewertet wird.“ Was des Historikers Begeisterung weckt: Wuermeling kommt in seinem Buch über den bayerischen Volksaufstand von 1705/06 (1705. Der bayerische Volksaufstand und die Sendlinger Mordweihnacht) auch auf den Montag, 21. Dezember 1705, zu sprechen, den ersten Tag des sogenannten Braunauer Kongresses. „Die Aufständischen schaffen ein eigenes Parlament und eine eigene Regierung“, bemerkt er. Und: „Was hier in den nächsten Tagen geschieht, geht seiner Zeit weit voraus.“

1705/06. Im Zeitalter der Feldherren, Fürsten und Kaiser werden unvermutet Bauern, Schmiede und Wirte zu den handelnden Personen der Geschichte. Im Zeitalter der unantastbaren Monarchien ist in Braunau, im Innviertel, in Bayern plötzlich von einer freien Republik die Rede. Im Zeitalter der absoluten Herrscher von Gottesgnaden will auf einmal ein Kongress von Abgeordneten über die Geschicke des Landes entscheiden. Im Zeitalter der Leibeigenschaft tritt in diesem Kongress kurzerhand das Landvolk als der vierte – und gleichbe-rechtigte - Stand auf.

Im Zeitalter der demütigen Schicksalsergebenheit erklären die Aufständischen die Besatzungsherrschaft für unerträglich und berufen sich auf ein Recht auf Widerstand. Henric Wuermeling kommt zu dem Urteil: „Die erste Revolution der Neueren Geschichte fand in Bayern statt.“ Und: Dem absolutistischen Modell werde zum ersten Mal ein demokratisches entgegengesetzt. „Das Beispiel Braunau hätte Schule machen können. Die Sprengkraft einer solchen Entwicklung wäre kaum auszudenken.“

Kulturtouristisches Angebot. Braunau, eine Wiege der Demokratie? Fand eine der ersten Demokratiebewegungen in Braunau am Inn statt? Die 14. Braunauer Zeitgeschichte-Tage „Braunauer Parlament“ Adel, Klerus, Bürger, Bauern 1705 – 2005 befassten sich ausführlich mit diesem Thema und stießen damit auf großes mediales Interesse. Laut historischer Dokumentation versammelten sich Vertreter der vier Stände Adel, Klerus, Bürger und Bauern im Stadtquartier des Freiherrn von Paumgarten im Gasthof Breuninger in Braunau am Inn. Die bislang unbekannte Lokalität konnte während der 14. Braunauer Zeitgeschichte-Tage durch Herrn Mag. Florian Kotanko identifiziert werden. In der Braunauer Häuserchronik von Franz Martin ist in der Berggasse Nr. 24 anno 1705 ein Freiherr von Paumgarten eingetragen. An diesem Gebäude könnte eine entsprechende Hinweistafel angebracht werden, die an dieses Ereignis erinnert. In einer Kulturwanderung durch Braunau am Inn wäre es somit möglich, auch dieses Gebäude samt der geschichtlichen Ereignisse rund um den bayerischen Volksaufstand, kulturtouristisch aufbereitet, neben vielen anderen Sehenswürdigkeiten zu präsentieren. Laut Henric L. Wuermeling war ein gewisser Andreas Thanner, Kupferschmied in Braunau am Inn, 1705/06 Sprecher der Bauern-Fraktion im sogenannten Braunauer Parlament. In der Braunauer Häuserchronik von Franz Martin ist in der Salzburger Vorstadt Nr. 19 anno 1695 ein Kupferschmied Thanner verzeichnet. Und auch dieses Gebäude ließe sich in der oben erwähnten Kulturwanderung durch Braunau am Inn einbinden.

Die Vorkommnisse rund um den bayerischen Volksaufstand von 1705/06 und die Sendlinger Mordweihnacht sind gerade im benachbarten Bayern bis heute lebendig geblieben. Hier findet alljährlich eine große Zahl von Gedenkveranstaltungen an vielen mit dem Aufstand zusammen-hängenden Orten (u. a. in München-Sendling, Aidenbach, Bad Tölz, Kochel und Waakirchen) statt. Hier könnte mit all diesen bayerischen Orten kooperativ zusammengearbeitet werden.

Da ja auch Braunau eine nicht gerade unwichtige Rolle im bayerischen Volksaufstand eiinahm, könnten durch eine kleine Dauerausstellung in der Herzogsburg, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzt, starke kulturtouristische Impulse gesetzt werden.

Das Braunauer Parlament

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