headerimage

vom kartoffelmärchen zur kartoffelpflanze

Hier wird ein Beispiel für ein unterrichtsmethodisches Vorgehen vorgestellt, das von der Studentin Chiara Conrad in Zusammenarbeit mit der Projektleiterin und Dozentin, Frau Dr. phil. Tamara Rachbauer, MA, BSc, im Wintersemester 2014/15 an der Universität Passau entwickelt wurde.

Einstieg in das Thema

Um die Schülerinnen und Schüler auf das Thema „Kartoffel“ einzustimmen, wird im gemeinsamen Erzählkreis ein sogenannter „Fühlsack“ mit einer Kartoffel herumgegeben. Dabei beschreiben die Schülerinnen und Schüler, was sie ertasten. Danach wird die Kartoffel betrachtet, aufgeschnitten und beschrieben. Optimal wäre es, das Kartoffel-Projekt im Herbst durchzuführen, da eben zu dieser Jahreszeit die Kartoffeln geerntet werden.

Im Anschluss erstellen die Schülerinnen und Schüler einen Fragenkatalog mit allen Details, die sie über die Kartoffel wissen wollen. Diesen Fragenkatalog übertragen die Schülerinnen und Schüler in ihr ePortfolio.

Im Laufe des Projekts werden alle Entwicklungen und Versuchsbeschreibungen verschriftlicht und jede Schülerin und jeder Schüler entwickelt ein ePortfolio, das am Ende des Projekts in die Beurteilung einfließt.

Um den Schülerinnen und Schülern einen ersten Einblick in das Kartoffelthema zu geben, bietet es sich an, einen Film über die Kartoffel zu zeigen, der folgende Inhalte thematisieren sollte:

  • Wie wurde man früher auf die Kartoffel aufmerksam?
  • Wer hat sie entdeckt?
  • Wie sehen die Blüten aus?
  • Was ist der Unterschied zwischen der Mutter- und Tochterknolle?
  • Was sind die Augen der Kartoffel?
  • Wie hat sich die Kartoffel entwickelt, bis man sie essen konnte?
  • Was kann man alles mit der Kartoffel machen?

Um eine Überforderung der Schülerinnen und Schüler zu vermeiden, muss darauf geachtet werden, einen altersgerechten Film auszuwählen (z.B. Die Sendung mit der Maus - Die Maus Spezial - Kartoffeln)

Im Anschluss an den Film erhalten die Schülerinnen und Schüler verschiedene Arbeitsblätter, um ihr neu erworbenes Wissen unter Beweis stellen zu können. Eines dieser Arbeitsblätter behandelt die Herkunft der Kartoffel. Auf diesem Arbeitsblatt befinden sich Bilder und Textabschnitte, die von den Schülerinnen und Schülern ausgeschnitten und in der richtigen Reihenfolge sortiert, fotografiert und in das ePortfolio eingefügt werden.

Mit Hilfe eines weiteren Arbeitsblattes wird der Entwicklungszyklus der Kartoffel näher betrachtet. Hier erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass im Frühjahr Triebe entstehen, die später zu Kartoffelpflanzen heranwachsen. Während an der Oberfläche die weißen oder violetten Blüten entstehen, bildet die Pflanze unterirdisch Wurzeln und Ausläufer. Diese Wurzeln verdicken mit der Zeit, bis sie im Herbst neue Kartoffeln ausbilden. Auf dem Arbeitsblatt sind die einzelnen Entwicklungsstadien der Kartoffel aufgezeichnet und werden von den Schülerinnen und Schülern richtig beschriftet. Die Bezeichnungen Mutter- und Tochterknolle haben einen kindlichen Ausdruck, der den Schülerinnen und Schüler den Vorgang verständlicher macht.

Ausflug zum Außerschulischen Lernort - Bauernhof

Zum Thema Kartoffel bietet es sich an, einen Bauernhof zu besuchen, um dort mehr über die Kartoffel zu erfahren. Dieser Ausflug ermöglicht einerseits eine Vertiefung der bereits erworbenen Kenntnisse, andererseits beeinflusst das Beobachten und Selbstentdecken die Schülerinnen und Schüler positiv in ihrem Lernprozess.

Der Programmablauf selbst sollte, wenn möglich, von der Hoffamilie als Expertinnen und Experten erklärt werden. Im Anschluss erfolgt eine Besichtigung des Hofs, damit die Schülerinnen und Schüler einen Einblick in alle dort stattfindenden Tätigkeiten erhalten.

Nach der Besichtigung gehen die Schülerinnen und Schüler mit leeren Körben bepackt mit der Bäuerin/dem Bauer auf das Feld. Dort lockert diese/r die Erde auf, sodass die Kartoffeln an die Oberfläche befördert werden. Dann können die Schülerinnen und Schüler mit dem Einsammeln der Kartoffeln beginnen. Bei der Ernte erzählt die Bäuerin bzw. der Bauer den Schülerinnen und Schülern alles Wissenswerte rund um die Kartoffel. Nach der Kartoffelernte gehen die Kinder mit ihren vollgepackten Körben zurück auf den Hof. Als krönender Abschluss des Ausflugs können einige der selbstgeernteten Kartoffeln gekocht und verspeist werden.

Während des Rundgangs und der Kartoffelernte fotografieren die Schülerinnen und Schüler, alles was ihnen wichtig erscheint, um ihre Erlebnisse im persönlichen ePortfolio mit Bildern ausschmücken zu können.


Präsentation der Ergebnisse

Um ihre Anstrengungen, Mühen und Fortschritte vor einem großen Publikum sichtbar machen zu können, stellen die Schülerinnen und Schüler ihr ePortfolio in einer abschließenden Präsentation, z.B. im Rahmen eines Schulfestes, ihren Eltern, Verwandten, Freunden sowie Mitschülerinnen und Mitschülern vor.

Das Kartoffelprojekt bietet auch eine gute Möglichkeit zum fächerübergreifenden Unterricht

Im Musikunterricht besteht die Möglichkeit zur Themeneinführung ein Kartoffellied zu singen. Dabei könnte eine Schülerin oder ein Schüler mit Hilfe des Smartphones/Tablets die Mitschülerinnen und Mitschüler mitfilmen, während sie das Kartoffellied singen und dazu mit den Instrumenten spielen. Diese Aufnahme könnte auch für die abschließende Präsentation verwendet werden.
Im Kunstunterricht besteht die Möglichkeit, einen sogenannten Kartoffeldruck durchzuführen. Als Vorlage zum Kartoffeldruck bietet es sich an, ein Hochformatpapier mit einem Baum und Vögeln zu gestalten. Als Motiv beim Querformat kommt ein Igel auf einer Wiese gut zur Geltung.

Im Sportunterricht kann die Kartoffel ebenfalls eingesetzt werden. Beinahe jedes Kind kennt den sogenannten Eier-Lauf. In diesem Fall ersetzt die Kartoffel das Ei. Dabei wird die Klasse in zwei Mannschaften aufgeteilt. Ein Hütchen steht für die Markierung, bis zu der jede Schülerin bzw. jeder Schüler mit der Kartoffel auf dem Löffel hin und wieder zurück laufen muss. Jede Schülerin bzw. jeder Schüler ist einmal an der Reihe. In der Mannschaft, in der zuerst alle Schülerinnen und Schüler gelaufen sind, hat gewonnen.


Evaluation und Reflexion - allgemein

Im Anschluss an das Projekt bietet es sich an, eine Reflexionsrunde durchzuführen. In einem gemeinsamen Sitzkreis berichten die Schülerinnen und Schüler über ihre Erfahrungen und Erlebnisse während des Projektes. Für die Lehrerinnen und Lehrer ist diese Reflexion sehr wichtig, weil sie durch das Feedback der Kinder die Möglichkeit erhalten, das Projekt weiter zu optimieren und an die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler anzupassen.

Evaluierung der Gruppenarbeit

Zum Abschluss nehmen die Schülerinnen und Schüler eine Selbsteinschätzung vor, indem sie den Online-Selbstbewertungsbogen (Rückblick auf das Projekt) bearbeiten und in einem gemeinsamen Stuhlkreis besprechen. Dieser Selbstbewertungsbogen beinhaltet folgende Fragen zur Gruppenarbeit:

  • Hat die Zusammenarbeit im Team gut geklappt?
  • Habt ihr euch im Team gegenseitig unterstützt?
  • Habt ihr euch an alle Absprachen gehalten, wie z. B. Nutzung der Computer-Arbeitsplätze, Ausfüllen der Forschungsberichte usw.?
  • Wie zufrieden ward ihr am Ende mit eurer Arbeit? und
  • Würdet ihr beim nächsten Mal etwas anders machen? Wenn ja, was? Wenn nein, warum nicht?

Download des Selbstwebewertungsbogens: Kartoffel.pdf (ca. 120 KB)

Fachkompetenz - bedeutet Wissen anwenden, Einzelwissen aufeinander beziehen, sachgerecht entscheiden können (Bundesministerium für Bildung und Frauen, 2015; Kultusministerkonferenz, 2015; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB), 2013).

  • Die Schülerinnen und Schüler können (1) den Entwicklungszyklus der Kartoffel beschreiben, (2) den Unterschied zwischen der Mutter- und Tochterknolle in eigenen Worten erklären, (3) erklären, was man unter den Augen der Kartoffel versteht, (4) Beispiele für Produkte nennen, die aus der Kartoffel hergestellt werden können.
  • Die Schülerinnen und Schüler können nach Bearbeitung der einzelnen Unterrichtssequenzen das erworbene Wissen anwenden, indem sie aus ihren Ergebnissen eine Abschlusspräsentation zusammenstellen und diese vor einem großen Publikum präsentieren.

Verwendete Literatur

  • Bundesministerium für Bildung und Frauen. (2015). Lehrplan der Allgemein bildenden Schulen.
  • Kultusministerkonferenz (2015). Beschlüsse und Veröffentlichugnen.
  • Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB). (2013). LehrplanPLUS für alle Schularten in Bayern. Online verfügbar unter URL: https://www.lehrplanplus.bayern.de/
nach oben