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Öffentliche Platzbrunnen Mitte des 19. Jahrhunderts

Im Archiv des Bezirksmuseums Braunau befindet sich ein Foto des Originalplans über die öffentlichen Platzbrunnen und die unterirdische Wasserleitung in der Stadt am Inn, erstellt um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Auf diesem Situationsplan sind alle damaligen Platzbrunnen eingezeichnet, welche mit einer fortlaufenden alphabetischen Nummerierung versehen sind. Rückseitig werden auch die Standorte der einzelnen Platzbrunnen genauer beschrieben, die wir mit einer aktuellen Standortbezeichnung ergänzt haben.

Abbildung: Situationsplan über die bestehenden öffentlichen Platzbrunnen und die unterirdische Wasserleitung in der Stadt Braunau am Inn Mitte des 19. Jahrhunderts (Bezirksmuseum Braunau am Inn)

  • a. Brunnenhaus am alten Wasserturm (heute Färbergasse Nr. 15)
  • b. Brunnen am Hauptplatz (heute allgemein als Fischbrunnen bekannt)
  • c. Brunnen am unteren Hauptplatz (heute Stadtplatz Nr. 3)
  • d. Brunnen in der Salzburger Vorstadt (heute Salzburger Vorstadt Nr. 36)
  • e. Brunnen beim alten Zeughaus, Zeughausplatz Nr. 2 (wurde im Zuge der Krankenhauserweiterung im Jahre 1971 abgerissen)
  • f. Brunnen in der Säcklergasse (heute Johann Fischer Gasse Nr. 11)
  • g. Brunnen in der Scheiben (heute Altstadt Nr. 10)
  • h. Brunnen in der Ringelgasse beim Postamt (heute Palmstraße Nr. 6)
  • i. Brunnen in der Linzergasse seitwärts beim Tischlerhaus (heute Linzer Straße Nr. 29; in der Braunauer Häuserchronik als Eckhaus beim Brunnen benannt)
  • k. Brunnen in der Linzergasse beim Kaminfegerhaus (heute Lerchenfeldgasse Nr. 1)

Mit dem Platzbrunnen in der Ringelgasse beim ehemaligen Postamt (heute Palmstraße Nr. 6) wollen wir uns etwas näher beschäftigen. Zu besagtem Brunnen beziehungsweise zum dazugehörigen Wasserbecken gibt es eine doch etwas kuriose Geschichte zu erzählen.

Im Braunauer Wochenblatt Neue Warte am Inn vom 2. April 1882 ist Folgendes zu lesen.

Ein Stück Geschichte am Brunnen. Unsere alte Stadt birgt manche Denkmäler aus alter Zeit an Orten, wo dieselben eigentlich nicht hingehören. So befindet sich in der Ringelgasse ein Wasserreservoir, in welches der Grabstein Georg Plattners eingefügt ist. Plattner war Stadthauptmann von Braunau während des bairischen oder Landshuter Erbfolgekrieges vom Jahre 1504 bis 1505. Er zeichnete sich insbesonders durch die tapfere Verteidigung der Stadt aus. Georg Plattner starb im Jahre 1511.

Wäre es nicht angezeigt, derartige steinerne Stimmen aus längst vergangenen Zeiten, anstatt diese zu Brunnenwänden und Straßenpflaster zu benützen, an irgendeinem anderen passenderen Orte zu sammeln und vor Verwitterung zu schützen?

Dieser Artikel dürfte wohl das Interesse einer kulturell vielseitig versierten Persönlichkeit geweckt haben, wie nachfolgender Brief des Grafen Johann Nepomuk Wilczek an den Bürgermeister der Stadt Braunau am Inn zeigt.

Abbildung: Johann Nepomuk Graf Wilczek (1837-1922), genannt Hans Graf Wilczek.

Euer Hochwohlgeboren,

Mein Architekt war Ende August in Braunau und erfuhr daselbst, dass die dortige löbliche Stadtgemeinde nicht ganz abgeneigt sei, unter gewissen Bedingungen alte Grabsteine, welche in einer oder anderen Weise entbehrlich geworden sind, gegen angemessene Vergütung abzugeben.
Ich bin daran, das von den Schweden in die Luft gesprengte Schloss meiner Väter Kreuzstein in Niederösterreich zu restaurieren und suche zu diesem Zwecke zur späteren stilistischen Ausschmückung der fast gänzlich zerstörten Kapelle in Österreichs Landen nach entsprechenden Materialien. Indem ich mich der Hoffnung hingebe mit meinem Ansuchen, schon aus dem Grunde, weil das erbetene Material, wenn gleich in den Nachbarboden Niederösterreichs versetzt, nur historischen Zwecken dienen und aus Ruinen neues Leben schaffen soll, keine Fehlbitte zu tun, bin ich euer Hochwohlgeboren ergebenster Graf Wilczek.

Wien 14. September 1882

Dass die Stadtgemeinde Braunau nun ganz und gar nicht abgeneigt war, dieses Angebot anzunehmen und wie die gewissen Bedingungen ausgesehen haben, erfahren wir aus der Neuen Warte am Inn vom 9. Dezember 1883.

Der neue Brunnen in der Ringelgasse ist doch endlich einmal etwas was die Zustimmung und die Gutheißung der gesamten Bevölkerung sowie der zunächst davon berührten Nachbarschaft der Gasse errungen hat. Und diese neue Zierde der Stadt hat der Gemeinde keinen Kreuzer gekostet, da, wie bekannt, Herr Graf Wilczek diesen Brunnen gegen Überlassung eines früheren ganz unbeachteten defekten Grabsteines des Stadthauptmannes Plattner, welche als Außenwand bei dem früheren Bassin schon jahrelang eingefügt war, ganz aus eigenen Mitteln hergestellt hat. Und was die Pietät gegen unsere Ahnen betrifft, so ist dieselbe jedenfalls schöner geübt, wenn das Denkmal konserviert und in dem gräflichen Museum für immerwährende Zeiten zur Erinnerung an den tapferen Braunauer aufbewahrt und gezeigt wird, als wenn der Stein nur als triviale Brunnenwand der Verwitterung und dem baldigen Verderben ausgesetzt bliebe.

Übrigens kein Einzelfall, dass in der alten Festungsstadt Braunau antike Grabsteine als Baumaterial verwendet wurden, wie in der Neuen Warte am Inn vom 3. Dezember 1892 nachzulesen ist.

Alter Grabstein. Bei einem Kanalbau des Hauses Nr. 53 am Hauptplatz wurde als Deckplatte ein gotischer Grabstein entdeckt, der in der Darstellung die Krönung Christi und die Bilder der Stifter enthält. Die Erwerbung dieses Grabsteins sei vom Hofmuseums Direktor Dr. Ilg in Linz dem Museum angelegentlich empfohlen worden und Herr Konservator Straberger habe mit dem Besitzer diesbezüglich unterhandelt. Es wird beschlossen, den Grabstein für das Museum anzukaufen und zur Fortschaffung desselben einen Maurerpolier nach Braunau zu entsenden.

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