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Die Wasserversorgung in den Jahren 1860 bis 1898

Streitigkeiten und Schuldzuweisungen sind bekanntlich nicht gerade förderlich, um Probleme, gleich welcher Art, zu lösen. Aber im Falle der Braunauer Wasserversorgungslage anno dazumal geben die langjährigen, öffentlich in lokalen Wochenzeitungen geführten Sticheleien einen doch sehr detaillierten Einblick über den Zustand der städtischen Wasserleitung und dem Brunnhaus.

Die gesamte vorliegende Berichterstattung zur Wassercausa in alter Zeit würde wohl den Rahmen dieser Website sprengen. Dehsalb haben wir nur die zur Thematik am besten geeigneten Artikel verwendet und in mehrere zeitliche Abschnitte aufgeteilt.

Am 5. März des Jahres 1860 wurde der nicht gerade ansehnliche Zustand des städtischen Brunnhauses mit spitzer journalistischer Feder im Braunauer Wochenblatt Die Warte am Inn sehr ausführlich beschrieben.

Das jetzige Brunnhausgewölbe, in welchem das Pumpwerk aufgestellt ist, ist gegenwärtig von so viel Holz eingezimmert, dass man bereits jetzt nur noch große quadratische Balken sieht. Bei einer Reparatur muss das ganze alte Holzwerk durch neues ersetzt werden und auch das kleinste Stück vom jetzigen Holz, einmal herausgenommen, kann nie mehr zur Reparatur verwendet werden. Da ist es doch ersichtlich, dass viele Hunderte von Gulden wieder verwendet werden müssen, um vielleicht noch für 25 Jahre ein hydraulisches Werk zu unterstützen, welches nur halb so viel Wasser liefert, als es liefern könnte.

Daher ergreife ich die Feder, um zu erfahren, ob wirklich das jetzige System beibehalten wird, um die Stadt mit Wasser zu versehen oder ob vielleicht doch die alte Einrichtung einer neuen Platz machen muss und seine Zuflucht zum Eisen und Mauerwerk nehmen wird. Oder ist man wieder gewillt, die bereits in Bereitschaft liegenden großen Tannen und Föhren einem Fäulnisprozesse zuzuführen, der vielleicht 20 Jahre dauert, um dann wieder eine Restauration von Neuem anfangen zu können. Ich für meinen Teil glaube, dass das Hinbringen und das Hineinschleppen der schweren Hölzer so viel Zeit erfordert, als einige Maurer überhaupt im Brunnhause zu tun haben würden. Da das Wasserpumpen die erste Arbeit in den Bergwerken ist, so will ich auch unserem städtischen Brunnhause zurufen: Glück auf!

Abbildung: Grund- und Profilplan zum städtischen Brunnenhaus in Braunau anno 1860 (Stadtarchiv Braunau)

Auch um den Zustand der städtischen Röhrenleitung war es nicht viel besser bestellt, wie in der Warte am Inn vom 18. Mai 1868 nachzulesen ist.

Bereits im Jahre 1866 wurde von der damaligen Gemeindevertretung einstimmig beschlossen, die gusseiserne Röhrenleitung nach dem angefertigten Plane fachkundiger Ingenieure umzuändern. Zu diesem Zwecke wurde ein sorgfältig ausgearbeitetes Gutachten über den Stadtbach überhaupt sowie über das künftige Rivellement der Röhrenleitung vorgelegt und ein allgemeiner Kostenvoranschlag unterbreitet. Die Wasserfrage ist für jeden Ort von großer Wichtigkeit und lange wollte es dem früheren Herrn Bürgermeister Haas, unter welchen sich die ganze Brunnhausfrage einer allgemeinen Beachtung zu erfreuen hatte, nicht gelingen, den Grundsatz durchzubringen, dass hier ein bloßes Probieren nichts helfe, sondern die Sache auf theoretischer Basis gefußt werden müsse. So bin ich mit dem Wunsche beseelt, dass die jetzige Gemeindevertretung den einzig richtigen Weg, auf welchen die Wasserfrage entschieden werden kann, nicht verlassen wolle, um die Stadt einer Wohltat zuzuwenden, auf welche dieselbe schon so lange wartet.

Im Frühjahr des Jahres 1869 stand dann wieder einmal das städtische Brunnhaus im Mittelpunkt journalistischen Interesses, wie nachfolgender Artikel aus der Warte am Inn vom vom 18. Jänner 1869 zeigt.

Es ist konstatiert, dass eine Abänderung im Brunnhause nicht beschlossen wurde, es ist konstatiert dass weder der Ausschuss noch der Rat von dieser Umänderung etwas wusste, es ist konstatiert, dass weder ein Kostenvoranschlag noch ein Plan hierzu vorgelegt wurde und trotz alledem heißt es die Warte veröffentlicht lügenhafte Berichte zur fatalen Brunnhausgeschichte. Man hat behaupten wollen, das Brunnhaus leiste jetzt recht gute Dienste und ich erkundigte mich um das Besserbefinden des Brunnhauses bei einem bekannten Bierbrauer, welchen man eben anführte, dass er jetzt Wasser in Abundanz hat. Derselbe sagte mir ganz einfach, er wolle sich gar nicht mehr darum scheren, er lasse das Wasser einfach in eine große Wanne laufen und hebe dann das Wasser mit einer Handpumpe in die Bottiche. Dass unsere Wasserfrage eine solche Wendung genommen hat, muss jeden höchst unangenehm berühren. Es ist ja gerade lächerlich, wenn man erfährt, dass der Obmann der Bausektion und der Lieferant zum Brunnhaus ein und dieselbe Person ist und was diese Person im ersten Falle für gut heißt, bestätigt dieselbe Person im zweiten Falle. Da ist es nicht verwunderlich, dass das Wasser in der Stadt Braunau ein rarer Artikel ist und man jedes Gesuch um einen Wasserbezug abweisen muss.

Abbildung: Alter Wasserturm mit dem städtischen Brunnenhaus in Braunau (Ansichtskarte nach einer Zeichnung von Sepp Nöbauer)

Berichte mit weitgehend ähnlichem Wortlaut erschienen über Jahrzehnte hinweg in fast schon regelmäßigen Abständen in heimischen Zeitungen, bis endlich bei der am 24. Februar 1898 abgehaltenen Gemeindeausschusssitzung einstimmig beschlossen wurde, zur Feier des 50jährigen Regierungsjubiläums Sr. Majestät Kaiser Franz Josef I. aus den Stadtbachquellen eine geschlossene Wasserleitung zu errichten.

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