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informationen zur e-portfolio-methode

Die Möglichkeiten von digitalen Lehr-/Lernmethoden und Social Media sollten in der Primar- sowie in der Sekundarstufe als Bereicherung des Unterrichts genutzt werden. Alleine bieten sie sicherlich nicht die ultimative Lösung für alle Lehr-/Lernprobleme, noch können sie herkömmliche Lehr-/Lernmethoden vollständig ersetzen. Dennoch sollte der gezielte Einsatz so früh als möglich beginnen, damit die Schülerinnen und Schüler für weiterführende (Schul-)Ausbildungen bestens gerüstet sind.

Die in der  webbasierte Lernumgebung „A-Learning Werkstatt“ zur Verfügung gestellten Unterrichtssequenzen basieren durchgängig auf der E-Portfoliomethode, welche auf einer gemäßigt konstruktivistischen Lernvorstellung beruht. Das bedeutet, dass die Schülerinnen und Schüler weitgehend in die Planung, Umsetzung und Bewertung eingebunden sind und durch die Lehrerinnen und Lehrer begleitend unterstützt werden und auch der Ablauf der einzelnen  Unterrichtssequenzen in die typischen fünf Prozessphasen dieser Methode aufgeteilt ist.

Die 5 Prozessphasen der E-Portfolio-Methode

Prozessphase 1:  Kontextdefinition und Zielsetzung
Im Rahmen des Themeneinstiegs klären die Lehrerinnen und Lehrer zusammen mit ihren Schülerinnen und Schülern

  • (a) zu welchem Zweck das E-Portfolio geführt wird,
  • (b) welche Lernziele und Lernergebnisse es mit dem E-Portfolio zu erreichen gilt,
  • (c) wie lange die E-Portfolioarbeit dauert,
  • (d) welche Bewertungskriterien zu erfüllen sind,
  • (e) welche Medien zum Erstellen und Gestalten des E-Portfolios zur Verfügung stehen und
  • (f) wer Einsicht auf das E-Portfolio nehmen darf bzw. welchem Publikum das E-Portfolio letztendlich präsentiert wird

Da diese Vereinbarungen einerseits die Basis für die spätere Selbst- und Fremdbeurteilung des Lernfortschritts darstellen und andererseits den Schülerinnen und Schülern als Orientierungshilfe beim Erreichen der gesteckten Ziele dienen, sollten diese zusätzlich schriftlich im E-Portfolio festgehalten werden.

Prozessphase 2: Erstellen, Sammeln und Speichern
In der zweiten Prozessphase erstellen, sammeln und speichern die Schülerinnen und Schüler verschiedenste Inhalte wie Rechercheergebnisse, Beschreibungen und Fotos ihrer Projekte, Aufsätze, Einträge in ihrem Lerntagebuch, Lernzielvereinbarungen, Reflexionen oder Bewertungen von Leistungen. Außerdem fügen die Schülerinnen und Schüler jedem aufgenommenen Inhalt eine kurze Notiz mit Begründung der Aufnahme hinzu. Zusammen mit dem mitwachsenden Inhaltsverzeichnis, in welchem nicht nur jeder neu aufgenommene Inhalt  vermerkt, sondern auch festgehalten wird, wann und warum ein Inhalt entfernt wurde, lassen sich die einzelnen Lernfortschritte und der Kompetenzaufbau der Schülerinnen und Schülern sichtbar und nachvollziehbar gestalten. Einen zusätzlichen Vorteil, den gerade der Einsatz von E-Portfolio-Tools bietet, ist die Möglichkeit, die aufgenommenen Inhalte untereinander zu verknüpfen oder auch mit den in der ersten Prozessphase festgelegten Lernzielvereinbarungen in Beziehung zu setzen

Prozessphase 3: Reflektieren und Steuern
In der dritten Prozessphase setzen sich die Schülerinnen und Schüler aktiv und selbstreflexiv mit den Lehr-/Lerninhalten auseinander, indem sie über ihr Vorgehen und ihre Lernstrategien nachdenken, ihre individuellen Lernleistungen kritisch hinterfragen und analysieren, welche der gesteckten Lernziele sie erreicht haben bzw. wo noch Lücken vorhanden sind. Auch in dieser Phase bietet der Einsatz von E-Portfolio-Tools wieder einige Vorteile. So können die Schülerinnen und Schüler nicht nur selbst persönliche Anmerkungen zu ihren Inhalten hinzufügen, sondern über das Festlegen von Zugriffsrechten diese Inhalte auch für ihre Lehrerinnen und Lehrer oder für ihre Klassenkolleginnen und Klassenkollegen zugänglich machen. Dadurch können sie diesen ebenfalls erlauben, Feedback und Verbesserungsvorschläge in Form von Kommentaren hinzuzufügen. Gerade die Kommunikations- und Austauschmöglichkeiten mit den Lehrerinnen und Lehrern und den Klassenkolleginnen und Klassenkollegen steuern und fördern den Prozess des Wissenserwerbs und der Kompetenzentwicklung.

Prozessphase 4: Präsentation der Ergebnisse und Weitergeben
In der vierten Prozessphase legen die Schülerinnen und Schüler fest, welche der erarbeiteten Inhalte sie welchem Publikum zugänglich machen bzw. präsentieren wollen. Dabei gilt es, je nach Anlass, unterschiedliche Schwerpunkte beim Zusammenstellen der Präsentation zu berücksichtigen. Unterstützt werden die Schülerinnen und Schüler auch in dieser Phase wieder durch den Einsatz von E-Portfolio-Tools, welche ihnen erlauben, Inhalte je nach festgelegtem Anlass auszuwählen, zu einer Präsentation zusammenzustellen und einem ausgewählten Publikum, bei Bedarf mit Kommentarfunktion, elektronisch zur Verfügung zu stellen. So wird wiederum die Interaktion und Kommunikation zwischen den Beteiligten gefördert.

Prozessphase 5: Auswerten und Beurteilen
In der fünften Prozessphase geht es um die abschließende Bewertung des E-Portfolios. Aufgrund der umfangreichen Dokumentationen der einzelnen Phasen und der unterschiedlichen Elemente erweist sich dies als sehr schwieriges Unterfangen. Um dennoch eine beurteilbare Gesamtsicht auf Lernprozess und Kompetenzaufbau zu erhalten, spielt die Erfüllung der in Prozessphase 1 vereinbarten Bewertungskriterien eine entscheidende Rolle (Hornung-Prähauser et al., 2007, S. 29). Aufgabe der Schülerinnen und Schüler ist es dabei, in der Prozessphase 4 diejenigen Inhalte auszuwählen, die ihre Lernprozesse und ihren Kompetenzaufbau am besten dokumentieren. Diese werden von ihnen zu einer Präsentation zusammengestellt und den Lehrerinnen und Lehrern zugänglich gemacht.

E-Portfolio-Typen

Aber E-Portfolio ist nicht gleich E-Portfolio. Sowohl in der Literatur als auch in der Praxis existieren zahlreiche E-Portfoliovarianten mit unterschiedlichen Schwerpunkten. 

Bei den angebotenen Unterrichtssequenzen kommt eine Mischform aus Lernweg- und Präsentations-E-Portfolio zum Einsatz. 

  • Bei einem Präsentations-E-Portfolio wählen die Schülerinnen und Schüler selbst ein Thema aus und erarbeiten dieses eigenständig, entweder alleine oder in Zweier- bis maximal Fünfer-Teams. Abschließend präsentieren sie ihre Forschungsergebnisse vor einem zu Beginn der E-Portfolioarbeit festgelegten Publikum. Dies können beispielsweise ihre Klassenkolleginnen und Klassenkollegen oder ihre betreuenden Lehrenden sein. Ebenso besteht auch die Möglichkeit, dass die Präsentationen im Rahmen eines Schulfestes oder einer thematisch passenden Schulausstellung stattfinden, zu denen Eltern und Verwandte eingeladen werden. Da die E-Portfolio-Autorinnen und E-Portfolio-Autoren ihren gesamten Erarbeitungsprozess durch kontinuierliche Reflexionen der eigenen Arbeitsweisen als auch der entstehenden Produkte begleiten, kann neben dem fertigen Endergebnis auch die Entwicklung dorthin präsentiert werden. Bei der Präsentation selbst stellen die Schülerinnen und Schüler das von ihnen angelegte Präsentationsportfolio z. B. mittels Beamer vor oder erstellen auf dessen Basis auch Power Point Präsentationen, Fotogalerien, Podcasts oder Plakate. Mit einem Präsentations- oder Veröffentlichungs-E-Portfolio lassen sich demnach viele, verschiedene Themenfelder erarbeiten und die Ergebnisse auf unterschiedlichste Weise veröffentlichen (Endres et al., 2008, S. 6; Stangl, 2008). Für die schulische Leistungsmessung bietet sich sowohl das angelegte E-Portfolio als auch die abschließende Präsentation an (Endres et al., 2008, S. 27–29; Stangl, 2008).
  • Bei einem Lernweg-E-Portfolio setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit Themengebieten auseinander, die im Unterricht bereits durchgenommen wurden, bei deren Bearbeitung aber nicht alle Fragen geklärt werden konnten. Das Lernweg-E-Portfolio bietet somit die Möglichkeit, sich angestrebte bzw. noch nicht im gewünschten Ausmaß erreichte Fähigkeiten und Fertigkeiten anzueignen bzw. diese zu vertiefen. Dazu halten die Schülerinnen und Schüler bei der Erarbeitung des Themas ihre individuellen Herangehensweisen, Lernstrategien, Ergebnisse und durchgeführte Reflexionen zum eigenen Handeln und Können fest (Endres et al., 2008, S. 6–7; Stangl, 2008). Das heißt, dass bei dieser E-Portfolioform vor allem der individuelle Lernweg im Vordergrund steht und die Schülerinnen und Schüler idealerweise alleine oder in Zweiergruppen arbeiten sollten. Unterstützung erhalten sie dabei von den Lehrerinnen und Lehrern, die als sogenannte Lernstandsberaterinnen und Lernstandsberater fungieren. Um die Arbeiten der Schülerinnen und Schüler entsprechend zu würdigen, findet die Präsentation des Lernweg-E-Portfolios in der Regel in einem kleineren Umfeld z. B. vor den betreuenden Lehrerinnen und Lehrern oder vor den Klassenkolleginnen und Klassenkollegen statt. Präsentationen im Umfang des Veröffentlichungs- oder Präsentations-E-Portfolios sind aber ebenso möglich (Endres et al., 2008, S. 29–30).

Im Fall der angebotenen Unterrichtssequenzen handelt es sich um eine gezielte Sammlung von Forschungs- und Erfahrungsberichten, von Fotos der gemalten Bilder und der durchgeführten Bastelarbeiten, die im Laufe der einzelnen Projekte entstanden sind. Am Ende der einzelnen Projekte präsentieren die Schülerinnen und Schüler die Inhalte ihres E-Portfolios in einer abschließenden Schulveranstaltung ihren Lehrerinnen und Lehrern, Mitschülerinnen und Mitschülern und auch ihren Eltern und machen damit ihre Anstrengungen, Leistungen und ihre persönliche Lernentwicklung für ein großes Publikum sichtbar. Dies wirkt sich positiv auf die Motivation, das Selbstwertgefühl und auf das Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler aus.

In regelmäßigen E-Portfolio-Feedbackrunden mit den unterstützenden Lehrerinnen und Lehrern werden die Forschungs- und Erfahrungsberichte ausführlich besprochen, sowohl aus Sicht der Lehrerinnen und Lehrer als auch aus Sicht der Schülerinnen und Schüler kommentiert und damit der Lernprozess reflektiert.

Ein weiterer positiver Effekt, der sich durch den Einsatz des Lernweg- und Präsentations-E-Portfolios ergibt: Bei Elterngesprächen kann den Eltern genau vorgezeigt und erklärt werden, welche Fortschritte ihre Kinder im Lernprozess gemacht haben.

Verwendete Literatur:

  • Endres, W., Wiedenhorn, T., & Engel, A. (2008). Das Portfolio in der Unterrichtspraxis: Präsentations-, Lernweg- und Bewerbungsportfolio. Weinheim, Basel: Beltz.
  • Häcker, T. (2005a). Mit der Portfoliomethode den Unterricht verändern. Pädagogik, 57(3), 13–18.
  • Hornung-Prähauser, V., Geser, G., Hilzensauer, W., Schaffert, S., Luckmann, M., & Wieden-Bischof, D. (2007). Didaktische, organisatorische und technologische Grundlagen von E-Portfolios und Analyse internationaler Beispiele und Erfahrungen mit E-Portfolio-Implementierungen an Hochschulen: Studie der Salzburg Research Forschungsgesellschaft [PDF-Dokument].
  • Stratmann, J., Preussler, A., & Kerres, M. (2009). Lernerfolg und Kompetenz: Didaktische Potenziale der Portfolio-Methode im Hochschulstudium. Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 4(1), 90–103.
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