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Web 2.0 - Internet fürs Volk

Im Web 2.0 ist die alte Rollenverteilung von Produzent und Konsument passè. Vormals passive Konsumenten arbeiten nun aktiv in Communities mit und verbreiten ihre eigene Meinung in Weblogs, Wikis oder Podcasts, die durch ihre starke Vernetzung eine sehr große Reichweite und Öffentlichkeit erlangen. User Generated Content erzielt zum Teil bereits höhere Zugriffszahlen als etablierte Medien. Im Umgang mit diesen nutzergenerierten Informationsquellen entstehen für Unternehmen neue Anforderungen, die es zu bewältigen gilt.

Das Online-Auktionshaus Ebay hat auf diese Anforderungen schon vor längerer Zeit optimal reagiert. Denn Ebay verkauft nicht direkt etwas, sondern stellt seinen Kunden nur eine Plattform zur Verfügung. Der Verkauf der Ware, inklusive Beschreibung und Produktfoto, wird von den Kunden selbst besorgt. Nach Abschluss der Transaktion bewerten sich die Ebay-Teilnehmer gegenseitig und öffentlich.

Das Unternehmen verdient mit dieser Strategie nicht schlecht. Denn bereits mit dem Einstellen der Waren werden Gebühren fällig, die, abhängig von der Höhe des Startpreises, gestaffelt sind. Nach Auktionsende ist eine prozentuelle Provision an Ebay abzuführen, die sich aus der Höhe des erzielten Verkaufspreises errechnet. Dieses Geschäftsmodell funktioniert durch die gemeinschaftliche Aktivität zwischen Käufer und Verkäufer. "Je mehr Verkäufer, desto größer das Angebot und damit mehr potentielle Kunden - Je mehr potentielle Kunden, desto größer die Anzahl der Verkäufer." Aufgrund dieser Wechselwirkung hat Ebay einen wesentlichen Vorteil gegenüber seiner Konkurrenz. Denn jeder neue Markteinsteiger muss sich erst einen kaufkräftigen Kundestock aufbauen. Als eines der ersten Auktionsportale im Internet hat Ebay seine Vormachtsstellung gegenüber seinen Mitstreitern fast unerreichbar ausgebaut.

Klassische Markenkompetenzen wie Vertrauen, Sicherheit und Seriosität werden zunehmend den Konsumenten selbst zugeschrieben (beste Beispiele sind Produktbewertungen in Online-Kaufhäusern und Hotelbewertungen in Web-Reisebüros). Das selbstverständliche Vertrauen in eine bestimmte Marke schwindet, vielmehr glaubt man der kleinsten Einheit im Web: dem Individuum. Denn Produktbewertungen sind authentisch und glaubwürdig. Unternehmen werden sich wohl oder übel künftig auf diese Art der Kompetenzverteilung einstellen müssen.

Das Online-Kaufhaus Amazon hat sich mit seinem Web 2.0 Konzept bereits darauf eingestellt. Hier wird der Kunde nicht nur bestens bedient, sondern auch in das Geschäft mit eingebunden. Amazon arbeitet mit einer Mischung aus Produktkritik und Empfehlungssystem. Kunden können Waren, die sie gekauft haben, direkt online bewerten. Negative Bewertungen werden weder beschönigt noch gelöscht. Diese Maßnahme schafft Vertrauen und zusätzliche Glaubwürdigkeit.

Mit dem Slogan "Kunden, die diesen Artikel angesehen haben, haben auch" - werden zudem thematisch passende Kaufempfehlungen angezeigt. Mit der Funktion "Search Inside" werden Online-Kunden, die sich für Bücher interessieren, in ihrer Kaufentscheidung unterstützt. Amazon hat damit im Prinzip einen virtuellen Buchladen geschaffen, in dem die Konsumenten vor dem Kauf auszugsweise in den angebotenen Büchern blättern können. Diese Art der Zielgruppenoptimierung würde mit herkömmlichen Marketingstrategien (zum Beispiel Zeitungsanzeigen, Meinungsforschung, Marketingexperten, usw.) wesentlich höhere Kosten verursachen.

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