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Das kann böse enden

Bei aller Euphorie gilt es aber auch nicht die Augen vor den Gefahren zu verschliessen. Denn die vielen Informationen, ganz besonders die über sich selbst, werden mehr noch als bisher von jedem, immer und überall recherchierbar und abrufbar sein. Unternehmen können Konsum- und Vorliebenprofile ihrer Kunden in Zukunft noch einfacher zusammenstellen. Immer mehr intime Informationen der Nutzer werden auf den Servern rund um die Welt gelagert sein. Die Gefahren dieser Entwicklung sind unübersehbar.

Aber auch Unternehmen können durch unüberlegte Strategien schnell in eine Krise geraten. Denn Geld wird im Web 2.0 häufig mit Werbung verdient. Auf der Startseite von YouTube laufen oben rechts bezahlte Werbevideos, vorstellbar wären auch kurze Werbeeinblendungen vor und nach den abgerufenen Web-Videos. Aber diese Form des Marketings können dem Vertrauen der Communities und der Glaubwürdigkeit der Inhalte abträglich sein. Internetbenutzer sind auch nicht wirklich treue Wesen. Sollte es ein besseres Angebot mit weniger Werbung geben, warum dann beim Alten bleiben. Und schon ist er ausgeträumt, der Traum vom großen Gewinn.

Produktmängel werden durch eine Art User to User Propaganda im Netz schnell weiter verbreitet und führen meist zu einer Image-Katastrophe wie der Fall Kryptonite zeigt.

Kryptonite Fahrradschlösser sind laut eigenen Angaben des Herstellers "ein Synonym für Sicherheitstechnik auf höchstem Niveau". Dieser Sicherheitsstatus wurde am 12. September 2004 schwer erschüttert als im Webforum www.bikeforums.net ein Videoclip erschien, der zeigte, wie eines dieser sicheren Fahrradschlösser mit Hilfe eines einfachen Kugelschreibers geöffnet wurde. Bereits am nächsten Tag waren mehrere, ähnliche Anleitungs-Videos im Forum zu sehen. Ab diesem Zeitpunkt verbreitete sich der Kugelschreiber-Clip mit enormer Geschwindigkeit innerhalb der Blogosphäre. Rund zwei Millionen User pro Tag erfuhren dadurch von der Anfälligkeit der Fahrradschlösser. Nur drei Tage nach Erscheinen des ersten Videoclips, am 15. September 2004, berichteten die führenden Tageszeitungen New York Times und Boston Globe über diesen Vorfall. Am 20. September startete das Unternehmen Kryptonite eine groß angelegte Rückrufaktion für die betroffenen Fahrradschlösser.

Ein interessantes Detail am Rande: Besagte Anleitung zum Öffnen der Fahrradschlösser wurde bereits vor einigen Jahren in einer Fachzeitschrift veröffentlicht, ohne eine derartige Reaktion bei Kryptonite zu erzielen.

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