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unterwegs in der europäischen union

Hier wird ein Beispiel für ein unterrichtsmethodisches Vorgehen vorgestellt, das von der Studentin Carolin Kaspar im Wintersemester 2014/15 und dem Studenten Stefan Gabriel im Sommersemester 2016 in Zusammenarbeit mit der Projektleiterin und Dozentin, Frau Dr. phil. Tamara Rachbauer, MA, BSc, an der Universität Passau entwickelt wurde.

Begleitendes Arbeitsheft

Begleitend zum Projekt bietet es sich sehr gut an, das Arbeitsheft "Sophie und Paul entdecken Europa – zwei Brieffreunde unterwegs in der Europäischen Union" einzusetzen. Das Heft kann für Schulen in Klassenstärke kostenlos unter epberlin@europarl.europa.eu (vgl. Homepage des Europäischen Parlaments/Informationsbüro Deutschland) bestellt werden. Das Heft bereitet alle wichtigen Informationen zur Europäischen Union kindgerecht auf und bettet sie in eine Rahmengeschichte ein.

Es geht um Paul und seine Brieffreundin Sophie, die er in ihrer Heimatstadt Straßburg besucht. Die beiden entdecken und erklären zusammen die EU und alles was damit zusammenhängt. In vielen verschiedenen Aufgaben lernen die Schülerinnen und Schüler spielerisch den Aufbau, die Geschichte, die Mitgliedsstaaten der EU und vieles mehr kennen.

Einstieg in das Thema

Zunächst teilt die Lehrkraft das Arbeitsheft an die Klasse aus. Die einleitende Bildergeschichte des Heftes wird dann zusammen gelesen. Hier bietet es sich an, die Geschichte mit verteilten Rollen lesen zu lassen. So könnte die Lehrkraft die Rolle der Erzählerin/des Erzählers übernehmen, eine Schülerin liest die Textstellen von Sophie und ein Schüler die von Paul.

Im Anschluss daran soll das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler aktiviert werden. Hierzu würde es sich anbieten, den Kindern, verschiedene Flaggen der europäischen Länder und die der Europäischen Union zu zeigen. Die Kinder können dann jeder Flagge ein Land zuordnen und dazu sagen, was sie schon über dieses Land wissen. Da in Grundschulklassen zum Teil viele Schülerinnen und Schüler einen Migrationshintergrund haben, bietet es sich an, diese Kinder von ihren Heimatländern erzählen zu lassen. Auch können alle Kinder mit eventuellen Urlaubserfahrungen einen Beitrag zum Gespräch leisten.

Folgende Impulsfragen der Lehrkraft sollten zu einem anregenden Unterrichtsgespräch führen:

  • Welche Sprachen spricht man in diesen Ländern?
  • Kennt Ihr typische Gerichte der Länder?
  • Wisst Ihr, wo dieses Land ungefähr liegt?
  • Könnt ihr mir dieses Land auf der Karte zeigen?

Beim Einstieg in das Thema ist es sehr wichtig, den Unterschied zwischen dem geographischen Raum Europa und dem politischen Bündnis der Europäischen Union zu erklären. Die beiden Begriffe Europa und EU müssen dabei klar von einander abgegrenzt werden, um Missverständnissen vorzubeugen. Da sich das Projekt sowohl mit Europa als Kontinent/geographischen Raum als auch mit der Europäischen Union als politisches Bündnis beschäftigt, ist es eine wichtige Voraussetzung, dass die Kinder den Unterschied begreifen.

Gruppeneinteilung und Themenvergabe

Bei der Einteilung in die einzelnen Gruppen und der Vergabe der Themen sollten die Schülerinnen und Schüler aktiv mit einbezogen werden. Dies kann zum Beispiel in einem interaktiven Lehrer-Schüler-Gespräch erfolgen. Dabei ist darauf zu achten, dass keine Zwistigkeiten zwischen einzelnen Gruppenmitgliedern bestehen und die Kinder gut miteinander arbeiten können. Die Gruppengröße sollte eine Zahl von maximal fünf Kindern nicht überschreiten, da eine effektive Zusammenarbeit in zu großen Gruppen nicht mehr sichergestellt werden kann. Von Vorteil wären möglichst heterogene Gruppen.

Es sollte in jeder Gruppe ein Gleichgewicht von leistungsstärkeren und leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern bestehen. Idealerweise befindet sich in jeder Gruppe mindestens eine Schülerin oder ein Schüler, die/der schon Erfahrungen in der Arbeit am Tablet bzw. Notebook mitbringt, mindestens eine Schülerin oder ein Schüler, die/der recht unerfahren im Umgang mit Tablet bzw. Notebook ist und mindestens eine Schülerin oder ein Schüler, die/der Arbeitsprozesse gut strukturieren und koordinieren kann. Die Themenvergabe sollte auf Basis der Interessenfelder der einzelnen Schülerinnen und Schüler stattfinden. Dabei können zum Beispiel auch Kinder, die aus dem selben Land stammen, sich, sofern sie das möchten, zu einer Gruppe zusammenschließen und sich mit eben diesem Land beschäftigen.

Unterrichtsstationen

Damit die Kinder mit der Arbeit starten können, muss zunächst eine Einführung in die Arbeit mit dem ePortfolio und der WebQuest-Methode erfolgen. Im Zuge dieser Einführung werden auch die Ziele, der Zweck und die Dauer des Projekts vorgestellt.

Die Schülerinnen und Schüler beginnen nun mit der eigentlichen Arbeit. Sie recherchieren mit ihrer Gruppe in Internetquellen, Büchern, Zeitschriften etc. zu ihrem jeweiligen Thema, sprich zu ihrem jeweils gewählten Land. Durch den Einsatz der WebQuest-Methode werden den Gruppen themenbezogen passende Informationsquellen vorgegeben.

Mit folgenden Themen sollen sich die einzelnen Gruppen auseinandersetzen:

  • Landessprache,
  • landestypische Gerichte,
  • beliebte Sportarten,
  • Landesflagge,
  • Geschichtliches,
  • Staatsoberhaupt,
  • berühmte Persönlichkeiten,
  • Geographisches,
  • EU-Mitgliedschaft

Je nachdem in welchem Zeitrahmen das Projekt durchgeführt wird, können Themengebiete hinzukommen bzw. gestrichen werden. Zudem sollen die Gruppen gegen Ende des Projekts eine PowerPoint-Präsentation sowie ein Plakat zu ihrem Land gestalten. Ihre Ergebnisse tragen die Gruppen nach Absprache mit der Lehrkraft in ihre ePortfolios ein, sodass jedes Kind jedes Ergebnis der Gruppe im eigenen E-Portfolio abgespeichert hat.

Die Lehrkraft steht den Schülerinnen und Schülern während ihrer Arbeit als unterstützende/r Beraterin/Berater zur Seite. Sowohl bei inhaltlichen Fragen sowie bei Verständnisfragen aber auch bei sozialen Problemen innerhalb der Gruppen können und sollen die Kinder sich an sie wenden. Die Lehrkräfte fungieren zeitgleich als fachliche Expertinnen/Experten. Wichtig ist dabei, die Kinder vorrangig selbstständig arbeiten zu lassen.

Zu jedem bearbeiteten Thema soll ein eigener Eintrag erstellt und im Anschluss daran die Arbeit auf persönlicher Ebene reflektiert werden. Um den Schülerinnen und Schülern die Reflexion zu erleichtern, wird ihnen ein Online-Fragebogen zur Verfügung gestellt, den sie für jede Reflexion ausfüllen.

Anschließend bespricht die Gruppe gemeinsam mit der Lehrkraft in einer Feedback-Runde, wie es ihnen mit der Bearbeitung der Aufgabe ergangen ist, wie sie ihre Ergebnisse bewerten und zu welchen Schlüssen sie in ihren Selbstreflexionen gelangt sind. Zunächst soll dabei jedem einzelnen Kind die Möglichkeit und Zeit gegeben werden,
seine Meinung zum Thema zu äußern. Erst, wenn alle Kinder der Gruppe zu Wort gekommen sind, gibt die Lehrkraft ihr Feedback.

Während die Lehrkraft sich mit einer Gruppe in einer Feedback-Runde befindet, arbeiten die restlichen Gruppen entweder weiter an ihren Aufgaben oder die Kinder beschäftigen sich in Stillarbeit mit dem Arbeitsheft oder sie basteln das im Heft enthaltene Spiel und probieren es mit Mitschülerinnen und Mitschülern aus.

Präsentation der Ergebnisse

Mithilfe der PowerPoint-Präsentationen und der Plakate stellen die einzelnen Gruppen dem Rest der Klasse ihre Ergebnisse vor. Im Anschluss werden die Plakate im Schulhaus oder im Klassenzimmer aufgehängt.

Evaluierung der Gruppenarbeit

Zum Abschluss nehmen die Schülerinnen und Schüler eine Selbsteinschätzung vor, indem sie den Online-Selbstbewertungsbogen (Rückblick auf das Projekt) bearbeiten und in einem gemeinsamen Stuhlkreis besprechen. Dieser Selbstbewertungsbogen beinhaltet folgende Fragen zur Gruppenarbeit:

  • Hat die Zusammenarbeit im Team gut geklappt?
  • Habt ihr euch im Team gegenseitig unterstützt?
  • Habt ihr euch an alle Absprachen gehalten, wie z. B. Nutzung der Computer-Arbeitsplätze, Ausfüllen der Forschungsberichte usw.?
  • Wie zufrieden ward ihr am Ende mit eurer Arbeit? und
  • Würdet ihr beim nächsten Mal etwas anders machen? Wenn ja, was? Wenn nein, warum nicht?

Download des Selbstwebewertungsbogens: EU.pdf ( ca. 120 KB)

Fachkompetenz - bedeutet Wissen anwenden, Einzelwissen aufeinander beziehen, sachgerecht entscheiden können (Bundesministerium für Bildung und Frauen, 2015; Kultusministerkonferenz, 2015; Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB), 2013).

  • Die Schülerinnen und Schüler können (1) Begriffe im Zusammenhang mit der EU benennen und in eigenen Worten erklären, wie z.B. Eurorettungsschirm, Beitritt zur EU, Eurokrise, etc. (2) grundlegende politische Beziehungen nennen und (3) verschiedene Kulturen in Europa benennen und überblicksmäßig beschreiben.
  • Die Schülerinnen und Schüler können nach Bearbeitung der einzelnen Unterrichtssequenzen das erworbene Wissen anwenden, indem sie aus ihren Ergebnissen eine Abschlusspräsentation zusammenstellen und diese vor einem großen Publikum präsentieren.

Verwendete Literatur

  • Bundesministerium für Bildung und Frauen. (2015). Lehrplan der Allgemein bildenden Schulen.
  • Kultusministerkonferenz (2015). Beschlüsse und Veröffentlichugnen.
  • Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB). (2013). LehrplanPLUS für alle Schularten in Bayern. Online verfügbar unter URL: https://www.lehrplanplus.bayern.de/
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